Donnerstag, 17. Mai 2018

Woher hat die Werderstraße ihren Namen?

Normalerweise hilft bei Fragen dieser Art ein Blick in die einschlägige Literatur. Dort wird die Werderstraße jedoch mit keinem Wort erwähnt. Um dennoch verstehen zu können, wie die Werderstraße zu ihrem Namen kam, muss man die Geschichte des dortigen Wohnviertels näher betrachten. 


Ende des 19. Jahrhunderts war das Gelände rund um die Werderstraße noch vollkommen unbebaut. Vorhanden war lediglich die Bahnstrecke Augsburg - München im Norden und die zwischen 1882 und 1884 erbaute Infanterie-Kaserne im Süden, die ab 1885 auch den Namen „Prinz-Karl-Kaserne“ trug.

Um die Jahrhundertwende legte die Stadt fest, dass auf der bisher unbebauten Fläche zwischen Bahnstrecke und Infanterie-Kaserne ein neues Wohnviertel entstehen sollte. Erschlossen wurde das Wohnviertel durch die Verlängerung der Bismarckstraße mit Neubau der Bismarckbrücke über die Bahnstrecke im Jahre 1898. Die ersten Gebäude wurden, meist mit Gestaltungselementen des Jugendstils, dann ab 1900 errichtet.

Bei der Namensgebung der neuen Straßen suchten die Stadtplaner einen Bezug zur nahe gelegenen Infanterie-Kaserne und wählten daher die Namen von bedeutenden Generälen der Infanterie aus. So erinnert die Von-der-Tann-Straße an den bayerischen General Ludwig von der Tann (1815-1881) und die Hartmannstraße dürfte ihren Namen dem bayerischen General Jakob von Hartmann (1795-1873) zu verdanken haben. Bei der Werderstraße dagegen kann man den Namenspaten nicht so genau ermitteln, da aus dem ehemaligen preußischen Adelsgeschlecht der Werder mehrere Generäle der Infanterie hervorgegangen sind. Höchstwahrscheinlich bezog man sich auf August von Werder (1808-1887) oder Hans Wilhelm von Werder (1834-1897). Es besteht aber auch die Möglichkeit, dass man nur allgemein an das Adelsgeschlecht erinnern wollte.

Somit sollte die Frage umfassend beantwortet sein. Wenn euch das Thema gefallen hat, schreibt einfach einen kurzen Kommentar. Gerne könnt ihr mir auch weitere Straßennamen nennen, die hier im meinem Blog näher betrachtet werden sollen.

Euer Augsburger Spurensucher

Quellen

  • Augsburger Stadtlexikon

Dienstag, 15. Mai 2018

Was ist eine Reko-Lokomotive und was führt sie nach Augsburg?

Mein nächster Beitrag handelt von einem Sonderzug, den ich vor kurzem zufällig im Augsburger Hauptbahnhof angetroffen habe. Er bestand aus einer Dampflokomotive der Baureihe 18 201 sowie mehreren Reisezugwagen der ehemaligen Deutschen Reichsbahn. Am Ende des Zuges war noch eine bordeauxrote Elektrolokomotive der Baureihe 243 angehängt. Da eine solche Begegnung wirklich nicht alltäglich ist und es zu den Lokomotiven spannende Hintergrundinformationen gibt, will ich euch ein paar Zeilen dazu schreiben.


Die Lokomotive 18 201 besteht im Kern aus der Stromlinienlokomotive 61 002 der Deutschen Reichsbahn. Diese wurde 1939 von der Lokomotivfabrik Henschel hergestellt und sollte, genau wie die Schwesterlokomotive 61 001, als Zuglokomotive für den Henschel-Wegmann-Zug zwischen Berlin und Dresden dienen. Aufgrund des Zweiten Weltkrieges kam es dazu jedoch nicht. Nach Kriegsende zog die Lokomotive einige Jahre Schnellzüge oder diente als Versuchslokomotive.

Im Jahre 1961 erfolgte dann der Umbau (auch „Rekonstruktion“ oder kurz „Reko“) im Reichsbahnausbesserungswerk Meiningen zur Schlepptenderlokomotive 18 201. Anschließend setzte die Deutsche Reichsbahn sie viele weitere Jahre als Schnellzug- und Versuchslokomotive ein. Seit 1980 zieht sie ausschließlich Traditions- und Sonderzüge. Mit einer zulässigen Höchstgeschwindigkeit von 180 km/h gilt die 18 201 als die schnellste noch erhaltene Dampflokomotive der Welt.



Zum Sonderzug gehörte auch die Elektrolokomotive 243 005. Lokomotiven dieser Baureihe werden vielfach als „Mädchen für alles“ bezeichnet und sind trotz ihres Alters bis heute im Einsatz. Die Indienststellung der vom VEB LEW Hennigsdorf gefertigten 243 005 erfolgte 1984. Anschließend verkehrte sie bis zu ihrer Abstellung im Jahr 2007 in verschiedenen ostdeutschen Ballungsräumen. 2012 gelangte die Lokomotive schließlich in den Museumsdienst und erhielt wenige Jahre später wieder ihre Originallackierung.

Mit ein paar weiteren Bildern schließe ich diesen Beitrag und hoffe, dass euch das Thema gefallen hat. 

Euer Augsburger Spurensucher





Quellen

  • Das große Typenbuch deutscher Lokomotiven
  • Deutsche Eisenbahnen - Lokomotiven, Züge und Bahnhöfe aus 175 Jahren
  • Deutsche Lokomotiven - Deutsche Bahn und Privatbahnen

Mittwoch, 9. Mai 2018

Wo befand sich Schwabens zeitweise größte Privatbrauerei?


Um der Antwort auf diese Frage auf die Spur zu kommen, muss man die Gögginger Straße weiter nach Süden gehen. Bei der Einmündung in die Muesmannstraße trifft man dann auf eine hochgewachsene Baumgruppe. Dahinter erstreckt sich das neu bebaute Mutterhausgelände der Barmherzigen Schwestern. Ein kleiner Wegweiser liefert (noch) den entscheidenden Hinweis: An dieser Stelle befand sich das Betriebsgelände des Bürgerlichen Brauhauses Augsburg-Göggingen oder kurz Bürgerbräu.



Die Geschichte der Brauerei reicht streng genommen bis in das Jahr 1620 zurück. Seinerzeit kaufte David Kicklinger ein Anwesen in der Katharinengasse 28, um dort mit Erlaubnis der freien Reichsstadt Augsburg Bier zu brauen. Im Jahre 1874 übernahmen Adolf und Margaretha Eisenhardt diese Brauerei und führten sie mit großem Erfolg weiter. Deren Tochter Johanna Margaretha Eisenhardt heiratete 1896 Ludwig Glück und zusammen erwarben sie das Gelände einer bestehenden Brauerei (ehemalige Augsburger Brauerschule) an der Gögginger Straße.

Die Geschäfte des Familienunternehmens entwickelten sich weiter äußerst positiv und so ergab es sich, dass Bürgerbräu zeitweilig die größte Privatbrauerei Schwabens war. 1940 übernahm dann Tochter Johanna Maria Loew die Unternehmensführung. Auch ihr gelang es, den Betrieb weiter auszubauen. Anfang der 1960er Jahre waren rund 120 Mitarbeiter beschäftigt. Neben der eigentlichen Brauerei unterhielt das Unternehmen damals auch noch eine Schreinerei und Schlosserei sowie einen eigenen Fuhrpark. 1961 wurde zudem eine neue Flaschenfüllanlage in Betrieb genommen. 

Nach dem Aufschwung folgte schließlich der Niedergang. 1992 kaufte Hasen-Bräu das Familienunternehmen und stellte 1996 den Betrieb auf dem Gelände ein. Nach Jahren des Stillstandes wurden 2004 zunächst die rückwärtigen Produktionsgebäude abgebrochen. 2010 fielen dann auch die übrigen Gebäude an der Gögginger Straße, um einer Neubebauung Platz zu machen. Einzig die eingangs erwähnten Bäume, die ursprünglich dem angegliederten Biergarten Schatten spendeten, blieben erhalten und erinnern an die Geschichte des Bürgerlichen Brauhauses Augsburg-Göggingen

Ich hoffe, dieser Beitrag hat euch gefallen und lädt dazu ein, wieder einmal in meinem Blog vorbeizuschauen.

Euer Augsburger Spurensucher

Quellen
  • Augsburger Stadtlexikon
  • Das Buch mit alten Firmen der Stadt Augsburg
  • Augsburger Allgemeine

Samstag, 5. Mai 2018

Was steckt hinter dem Blankziegelbau an der Gögginger Straße?



Wir beginnen unsere Spurensuche in der Gögginger Straße. Dort befindet sich an der Einmündung zur Calmbergstraße ein älterer Blankziegelbau. Das Gebäude wirkt insgesamt etwas heruntergekommen, einige Fenster sind zudem verschlossen oder vergitterten. Auf den ersten Blick könnte man meinen, es handelt sich um eine verlassenes Gefängnis.



Tatsächlich jedoch ist dies der Rest der ehemaligen Artillerie-Kaserne, die seit den 1930er Jahren auch den Namen „Hindenburg-Kaserne“ trug. Sie wurde Ende der 1860er Jahre erbaut und bereits wenige Jahre später erweitert. Die Anlage bestand aus einem Längsbau, der sich von der Calmbergstraße bis zur Schertlinstraße erstreckte, sowie aus zwei senkrecht dazu angeordneten Gebäudeflügeln. In ihr war ursprünglich das 4. Feldartillerie-Regiment der königlich-bayerischen Armee stationiert. Zur Zeit des NS-Regimes diente die Kaserne dann der Wehrmacht.




Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde sie von der Stadt als Verwaltungsgebäude und Notunterkunft genutzt. Anfang der 1990er Jahre schließlich erfolgte der Abbruch des Längsbaus und des Südflügels, um Platz für den Neubau des Polizeipräsidiums zu erhalten. Vom Abbruch verschont blieb nur der Nordflügel. Seit 2017 steht dieser leer und wartet auf eine neue Nutzung.



Unserer nächstes Relikt ist deutlich kleiner und wird dadurch schnell übersehen. Es befindet sich etwas weiter südlich ebenfalls an der Gögginger Straße. Ich würde mich freuen wenn Ihr meinen Beitrag kommentiert und mir zu unserer nächsten Spur folgt.

Euer Augsburger Spurensucher


Quellen

  • Stadtlexikon Augsburg
  • Augsburg - Wandlungen einer Stadt
  • Bayerische Denkmalliste
  • Augsburger Allgemeine

Donnerstag, 3. Mai 2018

Allem Anfang wohnt ein Zauber inne...

Dieser vielzitierte Spruch von Hermann Hesse darf auch am Beginn meines Blogs nicht fehlen. Aller Anfang ist aber auch bekanntlich schwer und daher schreibe ich nachfolgend ein paar einführende Worte zum leichteren Verständnis des Bloginhalts.

Augsburg hat Geschichte. Das merkt man bereits nach wenigen Schritten durch die Innenstadt. Weithin bekannt sind die großen Baudenkmäler, wie etwa das Augsburger Rathaus oder die Fuggerei. Zahlreiche Touristen sammeln sich an diesen und anderen prominenten Orten, lauschen dem Fremdenführer, blättern in Ihrem Reisebuch oder wischen über das Smartphone. Aber auch der Augsburger sieht sich die prachtvollen Bauten gerne an und denkt dabei stolz an die bewegte Vergangenheit der ehemaligen Reichsstadt. 


Doch es sind nicht nur die offensichtlichen und namhaften Touristenattraktionen, die an die Geschichte dieser Stadt erinnern und zudem begeistern können. An vielen Stellen gibt es weitere große und kleine Relikte aus der Vergangenheit, die kaum bekannt sind und nur mit geübtem Blick und Hintergrundwissen aufgespürt werden können. In meinem Blog will ich diese oftmals unbeachteten Spuren der Vergangenheit auf Bildern einfangen und gleichzeitig die dazugehörigen geschichtlichen Hintergründe näher beleuchten. 


Nun aber genug der Vorrede. Ich wünsche euch viel Spaß beim Entdecken und Eintauchen in die Augsburger Vergangenheit.


Euer Augsburger Spurensucher



PS: Lasst doch einen netten Kommentar da oder empfehlt meinen Blog weiter, wenn euch meine Beiträge gefallen.